Für Viren sind die kühler werdenden Tage eine heiße Phase. Die kältere und trockene Luft im Herbst und Winter begünstigt ihr Überleben. In Studien wurden solche Klimaeffekte für viele Länder modelliert und nachgewiesen. So schätzen Wissenschaftler, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Zunahme des Übertragungsrisikos des Coronavirus von 10 bis 15 Prozent kommt, für Rhinoviren und das Respiratorische Synzytial-Virus (kurz: RSV),
die zusammen für mehr als die Hälfte aller Erkältungskrankheiten und grippalen Infekte verantwortlich sind, gilt dasselbe.
Die Gefahr lauert überall
Es verwundert daher nicht, dass Herbst und Winter Erkältungszeit sind. Ob im Büro oder Supermarkt, in der Schule oder an der Universität, in der U-Bahn oder im Bus – die Viren lauern überall. Und auch Zuhause ist man vor den Erregern nicht sicher. Mit Einkäufen, Textilien oder Schuhen gelangen sie unbemerkt ins eigene Heim. Sie werden durch Speicheltröpfchen übertragen, die entstehen, wenn wir sprechen, niesen oder husten. Neben einer Tröpfcheninfektion sind auch Schmierinfektionen möglich. Die Erkältungsviren überleben nämlich mehrere Stunden auf der menschlichen Haut. Und wäscht sich der oder die Erkrankte etwa nach dem Putzen der tropfenden Nase nicht gründlich die Hände, werden die Viren auf Gegenstände übertragen – von der Türklinke über Haltestangen und Treppengeländer bis hin zu Spielzeug und Besteck. Von dort gelangen sie auf die Hände anderer Menschen. Diese berühren im Anschluss ihren Mund oder ihre Nase und können sich ebenfalls infizieren. Das geht sehr schnell, wenn man bedenkt, dass man sich täglich bewusst oder unbewusst zwischen 400- und 800-mal ins Gesicht fasst.
Geschwächte Abwehrkräfte
Hinzu kommt, dass der abrupte Wechsel von eisiger Außenluft und überheizten und schlecht belüfteten Räumen oder öffentlichen Verkehrsmitteln eine Herausforderung für unseren Körper ist. Das Immunsystem arbeitet zwar auf Hochtouren. Doch es kann durch einen Mangel an Vitamin D, hervorgerufen durch Bewegungsmangel an der frischen Luft und nur wenige Sonnenstunden, geschwächt sein. Die feuchtigkeitsarme Heizungsluft trocknet zudem zusätzlich die Schleimhäute in der Nase aus, durch die Kälte draußen sind sie weniger gut durchblutet. Es bilden sich feine Risse, durch die Krankheitserreger noch leicht(er) eindringen und haben leichtes Spiel. Die Folge: Schulkinder sind bis zu zehnmal pro Jahr erkältet, Erwachsene erkranken bis zu fünfmal.
Erkältung oder Grippe?
Eine Erkältung ist ein Infekt, der die oberen Atemwege betrifft. Typischerweise geht er mit folgenden Beschwerden einher:
- Schnupfen
- Halsschmerzen
- Heiserkeit
- Husten
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie
- leichten Kopfschmerzen
Kommt noch eine erhöhte Temperatur dazu oder werden die Erkältungssymptome gar von Fieber begleitet, spricht man auch von einem grippalen Infekt. Während eine Erkältung oder ein grippaler Infekt schleichend beginnen – meist mit einem unangenehmen Kratzen im Hals, nimmt eine Grippe einen rasanten Verlauf, hohes Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen inklusive. Grippekranke berichten von einem „schweren Krankheitsgefühl“ und Kreislaufproblemen, die sie ans Bett fesseln, während Erkältete oft sogar weiter zur Arbeit gehen oder zumindest den Haushalt schmeißen. Meistens ist eine Erkältung auch nach zehn Tagen überstanden. Bis zur vollständigen Genesung kann es bei einer Grippe dagegen manchmal auch ein paar Wochen dauern.
Erkrankung ernst nehmen
Dennoch sollte auch eine Erkältung ernst genommen und daheim auskuriert werden. Nicht nur, um andere vor einer Ansteckung zu schützen. Sondern auch, um die Krankheit nicht zu verschleppen. Zwar sind Komplikationen selten, aber manchmal können sich die Viren von den Atemwegen aus weiter im Körper verbreiten und auch andere Regionen befallen. Auch andere Krankheitserreger wie Bakterien haben aufgrund der schon angeschlagenen Schleimhäute und Atemwege leichtes Spiel, und es kann zu sogenannten Zweit- oder Sekundärinfektionen kommen – etwa zu Entzündungen der Augen, Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs.
Vorbeugen ist besser als heilen
Schon deshalb ist es wichtig, Erkältungen vorzubeugen. Folgende Maßnahmen haben sich als besonders effektiv erwiesen, um gut durch die Schnupfensaison zu kommen:
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Immunsystem stärken: Die Abwehrkräfte lassen sich zum Beispiel durch regelmäßiges Warm-Kalt-Duschen stärken. Auch Saunagänge können es trainieren.
- Mehr Hygiene: Gründliches Händewaschen bzw. -desinfizieren ist der beste Schutz vor Ansteckung. Es sollte auch vermieden sich, sich ins Gesicht zu fassen oder Besteck und Geschirr (mit Erkälteten) zu teilen. Regelmäßiges, intensives Lüften gehört ebenfalls zur Hygieneroutine.
- Weniger Sozialkontakte: Orte, an denen sich viele Menschen auf dichtem Raum aufhalten, wie z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, sollten vermieden werden. Falls das nicht möglich ist, schützen wir uns durch Abstand halten und das Tragen einer FFP2-Maske und Handschuhen – nicht nur vor Covid-19, sondern auch vor Erkältungsviren.
- Kälte und Feuchtigkeit vermeiden: Bewegung wie Sport oder Spaziergänge an der frischen Luft stärken das Immunsystem. Jedoch nur, wenn man sich mit ausreichend warmer Kleidung vor Auskühlung schützt. Ein Schal vor Mund und Nase schirmt die Atemwege vor eisigen Temperaturen ab. Nasse und verschwitzte Sportkleidung sollte rasch gewechselt werden.
- Für Erholung und Entspannung sorgen: Ausreichend Schlaf stärkt unser Immunsystem, die Vermeidung von beruflichem und privatem Stress ebenfalls. Ist letzteres nicht möglich, hilft das Erlernen von Entspannungstechniken, z.B. autogenes Training, Yoga oder Meditation. Auch warme Fußbäder helfen beim Relaxen.
- Auf die Ernährung achten: Möglichst abwechslungsreich und ausgewogen sollte sie sein, was auf dem Teller landet. Um Erkältungen vorzubeugen, empfiehlt sich der Verzehr von frischem Obst und Gemüse, insbesondere natürliche Vitamin C Quellen sollten in den Speiseplan eingebaut werden. Auch Vollkorn- und Milchprodukte enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe. Reduzieren oder verzichten sollten wir hingegen auf Fleisch und tierische Fette, Nikotin und Alkohol.
Vitamin C und Zink – das Power-Duo fürs Immunsystem
Apropos Ernährung: Vitamin C erst bei den ersten Anzeichen einer Erkältung als Präparat zu schlucken oder literweise Orangensaft zu trinken, ist nutzlos. Zur Vorbeugung von Erkältungen trägt es aber erwiesenermaßen bei, Mikronährstoffe zu sich zu nehmen. Vitamin C unterstützt das Immunsystem langfristig in seiner Funktion und hilft unter anderem gegen Müdigkeit. Eine Kombination von Vitamin C und Zink ist sogar geradezu unschlagbar, wenn es um die Stärkung unserer körperlichen Abwehr geht. Denn das lebensnotwendige Spurenelement schützt unsere Zellen vor oxidativem Stress und stabilisiert den Kohlenhydrat- und Fettsäurestoffwechsel.
Als besonders hilfreich haben sich Vitamin-C-Präparate erwiesen, die einen vollständigen Mix aus Bioflavonoiden, Hesperidin und Rutin enthalten. Den Flavonoiden, sekundäre Pflanzenstoffe, werden viele gesundheitliche Vorteile zugesprochen – insbesondere eine antioxidative Wirkung. Sie sollen freie Radikale abfangen können, die unter anderem für das Altern, aber auch die Entstehung von Krankheiten mitverantwortlich gemacht werden. Außerdem beeinflussen Flavonoiden nach Angaben von Wissenschaftlern der Deutschen Gesellschaft für Ernährung das Immunsystem positiv und können das Wachstum von Viren, Bakterien und Pilzen hemmen – ganz ohne Nebenwirkungen.
Schnelle Ersthilfe
Hat einen die Erkältung dennoch erwischt, hilft die Einnahme von Antibiotika nicht. Sie wirken nur gegen eventuell auftretende bakterielle Zusatzinfektionen, nicht aber gegen die Erkältungsviren. Es gibt jedoch einiges, womit wir unseren Körper unterstützen können, um schneller mit der Infektion fertig zu werden und die Symptome und Erkältungsbeschwerden zu lindern:
- Körperliche Schonung durch Verzicht auf Sport und andere private und berufliche Anstrengungen
- Viel trinken, zum Beispiel Wasser oder Kräutertees
- Schleimhäute pflegen, etwa durch Inhalieren oder Meerwassernasensprays
- Verzicht auf Tabak und andere atemwegsreizende Stoffe
- Gurgeln mit Salbeitee
- Entspannen mit Erkältungsbädern
- Wadenwickel
- Bestrahlung mit Infrarotlicht
Zink allein: ja oder nein?
Dass Zink zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten – vor allem in Verbindung mit Vitamin C – gute Dienste leistet, ist erwiesen. Es kann aber auch Erste Hilfe bei Erkältungen leisten. Studien liefern Hinweise, dass die Zink-Einnahme die Dauer von Erkältungssymptomen bei ansonsten gesunden Menschen verkürzen kann. Wichtig dabei: Mit der Einnahme muss innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome begonnen werden. Nötig ist zudem eine hohe Dosis. Die empfohlene Tagesmenge beträgt 75 Milligramm. Die Gefahr einer Überdosierung ist bei einer Einnahme über wenige Tage hinweg nicht gegeben.
Fazit
Viren mögen derzeit Hochsaison haben. Schutzlos ausgeliefert ist unser Körper ihnen aber nicht. Von A wie Abstand halten bis Z wie Zink: Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, die zum Schutz gegen eine Erkältung ergriffen werden können. Und wenn der Schnupfen dennoch zuschlagen sollte, verkürzt eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, die Beachtung einfacher Verhaltensregeln und einfache Hausmittel die Erkältungsdauer.